SERBISCH ORTHODOXER JUGENDVEREIN INNSBRUCK

SPOJI

INNSBRUCK: Dritter Gedenkspaziergang für Diana Budisavljević

Am Sonntag, den 27. August 2023, fand in Innsbruck der dritte Gedenkspaziergang für Diana Budisavljević (geborene Obexer) und ihre HelferInnen statt. Diesen Gedenkspaziergang initiierte 2021 der Serbisch Orthodoxe Jugendverein Innsbruck (SPOJI) mit Unterstützung und Anteilnahme der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde Innsbruck und der serbischen Gemeinschaft Tirols.

Der Treff- und Startpunkt des Spaziergangs war direkt nach der Heiligen Liturgie vor der Serbisch Orthodoxen Kirche zur Geburt des Heiligen Johannes des Täufers (ehem. Herz-Jesu-Kirche), wo sich eine Gruppe der tapfersten MitbürgerInnen trotz des Schlechtwetters versammelte. Mag. Vladimir Vlajić, einer der Gründer der non-profit Organisation „SPOJI“ und erster Gedenkdiener Österreichs in Serbien, erklärte allen, dass der Gedenkspaziergang im August stattfindet, da sich Diana Budisavljevićs Todestag am 20. August (1978) jährt.

Dann ging es von der ehem. Herz-Jesu-Kirche in Richtung Westfriedhof wo Diana am Familiengrab der Familie Obexer ihre letzte Ruhestätte fand. Dort zündeten Jovan Tomić, Sekretär von „SPOJI“, und Mag. Vladimir Vlajić, eine Kerze an und legten Blumen als Zeichen der Dankbarkeit und des ewigen Gedenkens im Namen aller Beteiligten nieder. Mag. Vladimir Vlajić erzählte über die wichtigsten Fakten aus Dianas Biografie und erinnerte über das Engagement von „SPOJI“, der seit 2010 zahlreiche Initiativen und Aktivitäten umgesetzt hat, um an Diana und ihre HelferInnen zu erinnern.

„Den Gedenkspaziergang für Diana und ihre HelferInnen haben wir deshalb ins Leben gerufen, um ihr und ihren HelferInnen jedes Jahr im August unseren ewigen Dank auszudrücken, sowie ein Zeichen der aktiven und lebendigen Erinnerungskultur in unserer Heimatstadt Innsbruck und unserem Heimatland Tirol zu setzen. Dadurch wollen wir auch zum Ausdruck bringen wie sehr uns eine lebende Erinnerung an Diana und ihre HelferInnen wichtig ist, wie sehr wir sie lieben und schätzen, da sie mit ihren UnterstützerInnen während des Zweiten Weltkriegs zwischen 7.500 und 12.000 serbische Kinder vor dem Völkermord und zwei kroatische Partisanenkinder vor dem politischen Revanchismus in den Todeslagern des faschistischen Ustascharegimes im damaligen Unabhängigen Staat Kroatien retten konnte. Wir wollen damit auch jedes Jahr an alle Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern, da Diana zwar tausende vorwiegend serbische Kinder aus diesen KZs retten konnte, jedoch weitaus mehrere tausende serbische, jüdische und Roma-Kinder Opfer des Völkermords waren und auch Kinder von Antifaschisten verschiedenster Nationen in den KZs umkamen nur weil sie anderer Abstammung waren oder sich ihre Eltern dem Wahnsinn der Nazis, Ustascha und anderer faschistischer Gruppierungen wiedersetzt haben.“ – sagte Mag. Vlajić am Ende seines Kurzvortrags.

Erfreulich ist auch, dass Frau Sonja Föger-Kalchschmied, Abgeordnete zum Tiroler Landtag und Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol, dieses Jahr am Gedenkspaziergang teilgenommen hat, die in einer spontanen Ansprache sagte, dass sie sich in der Serbisch Orthodoxen Kirche sehr wohl und akzeptiert gefühlt hat sowie, dass sie die Offenheit und Zusammengehörigkeit in unserer Gemeinschaft gespürt hat und sehr froh ist Teil des diesjährigen Gedenkspaziergangs für Diana Budisavljević gewesen zu sein, die ihrer Meinung nach für alle ein Vorbild für Menschlichkeit in diesen herausfordernden Zeiten sein sollte.

DIANA BUDISAVLJEVIĆ, GEB. OBEXER

Diana Budisavljević wurde 1891 als Frieda Olga Diana Obexer in Innsbruck geboren. Sie war Tochter des Tiroler Kaufmanns Max Obexer und der Anna Roese. Ihr Großvater Michael Obexer war u.a. auch Gründer des Kurortes Igls. Sie verbrachte ihre Jugend in Innsbruck, u.a. in ihrem Geburtshaus, dem „Obexer-Haus“, in der Maria-Theresien-Straße, das sich auch heute noch dort befindet und in dem heute der Verlag „Tyrolia“ angesiedelt ist.

Sie absolvierte die Volks- und Mittelschule in Innsbruck und besuchte 1910er Jahren einen Pflegekurs an der Universitätsklinik und lernte dort den Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik in Innsbruck, den aus Kroatien stammenden Serben Dr. Julije Budisavljević (1882–1981) kennen, den sie 1917 heiratete. Sie zogen 1919 nach Zagreb, wo ihr Mann als Universitätsprofessor der Chirurgie an der Medizinischen Universität tätig war.

Als am 6. April 1941 Nazi-Deutschland das Königreich Jugoslawien ohne Vorwarnung aus der Luft angriff kam es zum Zerfall des Königreichs, das unter den Kollaborateuren des Dritten Reichs aufgeteilt wurde. Dabei wurde auf dem heutigen Territorium Kroatiens, Bosnien und Herzegowinas und einem Teil Nordserbiens, mit Unterstützung der Nationalsozialisten, der sogenannte Unabhängige Staat Kroatien unter der Führung des faschistischen Ustascha-Regimes ausgerufen. Dieser Vasallenstaat von Hitlers Gnaden setzte aggressive Rassengesetze um, wobei zu den größten „Feinden des kroatischen Volkes“ Serben, Juden und Roma gehörten. Es begann der Völkermord an Serben, Juden und Roma. Das KZ Jasenovac wurde zum Auschwitz des Balkans und die faschistischen Mörderbanden machten auch vor Kindern nicht Halt. Als Diana Budisavljević davon erfuhr, dass Kinder in Konzentrationslagern zu Tode geprügelt wurden, verhungerten und an Seuchen starben, zögerte sie nicht. Obwohl die Familie ihres Mannes ebenfalls durch das Ustascha-Regime gefährdet war, organisierte sie in den Jahren 1941 bis 1945 zusammen mit mehreren Mitarbeitern, darunter Diplomingenieur Marko Vidaković und Ingenieur Djuro Vukosavljević, eine private Hilfsaktion unter dem Namen „Aktion Diana Budisavljević“.

Die Aktion kümmerte sich um die Versorgung mit Hilfsgütern sowie Freilassung und Unterbringung von Kindern und Frauen, überwiegend serbischer Herkunft, aus den Todeslagern des Ustascha-Regimes. Mit Hilfe von Transportlisten und weiteren Quellen führte sie zusammen mit ihren Mitarbeitern eine Kartei, die gegen Kriegsende Angaben von ca. 12.000 Kindern enthielt. Zum Ende des Krieges, als es darum ging, die Kinder ihren Familien zurückzugeben, erlitt das Hilfswerk einen herben Rückschlag, als die Kommunisten ihre Kartothek mit sämtlichen Aufzeichnungen konfiszieren ließen.

Sie zog 1972 mit ihrem Mann wieder nach Innsbruck, wo sie bis zu ihrem Tod 1978 in der Anichstraße 24 lebte. Sie wurde am Innsbrucker Westfriedhof am Familiengrab unter der Arkade 48 beerdigt.

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