SERBISCH ORTHODOXER JUGENDVEREIN INNSBRUCK

SPOJI

DER VERSCHWIEGENEN HELDIN AUS INNSBRUCK ZU EHREN

Autor: Mag. Vladimir Vlajić, einer der Gründer von SPOJI und Chefredakteur der Zeitschrift „Spoji!“

Mit diesem schriftlichen Zeugnis möchte ich der Öffentlichkeit und insbesondere den Leserinnen und Lesern der Zeitschrift „Spoji!“ an einer Stelle zusammenfassend darstellen, wie wir vom Serbisch Orthodoxen Jugendverein Innsbruck (SPOJI) über Diana Budisavljević (geborene Obexer) erfahren haben und was wir darauf unternommen haben um ihre Person und ihre Taten vor dem Vergessen zu bewahren, aber uns auch ernsthafter mit der Erinnerungskultur zu beschäftigen, die wir zu Beginn als eines unserer Ziele unserer Vereinstätigkeit festgelegt haben, aber erstmal der Reihe nach…

DIE ERSTE BEGEGNUNG MIT DEM „SERBISCHEN SCHINDLER“

Das erste Mal, dass ich von einer Österreicherin namens Diana Budisavljević erfahren habe, die im Zweiten Weltkrieg Tausende von Kindern aus den Todeslagern der Ustascha rettete, war im Frühjahr 2010. Zu dieser Zeit hatten wir lehrveranstaltungsfreie Zeit an der Uni, also nutzte ich die Gelegenheit, um zu Ostern bei meinen Großeltern in Veliko Laole in der Nähe von Petrovac na Mlavi in Serbien zu sein. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich eines Morgens durch eine der meist gelesenen serbischen Tageszeitungen „Večernje Novosti“ blätterte in der über Diana Budisavljević, deren Mädchenname Obexer war, geschrieben wurde. Sofort fiel mir das Bild von Diana und ihrem Mann Julije mit ihren Kindern auf unter dem geschrieben stand – „Diana mit ihrer Familie in Innsbruck“. Die Tatsache, dass Diana eine Österreicherin aus Innsbruck war, machte mich völlig sprachlos, desweiteren stand im Text, dass Diana am 15. Januar 1891 in Innsbruck geboren wurde, wo sie aufwuchs und nach dem Abitur eine Ausbildung zur Krankenschwester am Allgemeinen Krankenhaus Innsbruck begann. Dort lernte sie den aus Zagreb stammenden Serben, Julije Budisavljević, kennen, den sie 1917 heiratete. Zwei Jahre später, 1919, ziehen sie nach Zagreb, die Hauptstadt des heutigen Kroatiens, wo Dr. Budisavljević an der Fakultät für Medizin tätig war.

Ich konnte auch lesen, dass sie dort auch der Zweite Weltkrieg und die Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien (NDH), nach dem Zusammenbruch des Königreichs Jugoslawien im Jahr 1941, einholte. Das Ustascha-Regime unter Ante Pavelić zielte darauf ab, dem Dritten Reich konsequent zu dienen, wobei ihr Ziel war alles nicht-kroatische im Land auszurotten. So wurden Juden, Roma und Serben zum Hauptziel, und die orthodoxe Familie Budisavljević, die nicht nur damals in Jugoslawien, sondern auch historisch rückblickend sehr angesehen war, in große Gefahr kam dem unbarmherzigen faschistischen Regime zum Opfer zu fallen. Als Diana jedoch herausfand, was in den Lagern vor sich ging und dass in der damaligen NDH wahrscheinlich die einzigen Todeslager für Kinder im gesamten besetzten Europa existierten, initiierte sie mit ihren Helfern eine Aktion zur Rettung von Kinder und rettete so Tausende serbisch-orthodoxe Kinder vor dem sicheren Tod.

„Večernje Novosti“ erwähnten mehr als 12.000 Kinder, andere Quellen nennen über 7.500 Kinder. Erst kürzlich erfuhr ich, dass Diana über 12.000 Kinder aus den Konzentrationslagern in ihrer Liste verzeichnete und schließlich etwa 7.500 retten konnte. „Večernje Novosti“ schrieb in diesem ersten Artikel, dass Diana serbische, jüdische und Roma-Kinder rettete, obwohl wir später erfuhren, dass sie serbisch-orthodoxe Kinder rettete, wie sie selbst in ihrem Tagebuch schrieb, das wir später erhalten und gelesen haben. Der Grund dafür war, dass sie zu Beginn der Aktion über die Jüdische Kultusgemeinde in Zagreb Hilfe für serbisch-orthodoxe Kinder im KZ-System Jasenovac sandte, was eine Empfehlung der jüdischen Gemeinde selbst war, die sich um die jüdischen Kinder kümmerte, aber niemand tat dies für die serbischen Kinder. Andererseits wurden die Roma, wie wir später aus dem Museum der Genozidopfer in Belgrad erfuhren, als ethnische Gruppe in der NDH in Gruppen festgenommen und oft auch so getötet, was wiederum bestätigt, dass Diana serbisch-orthodoxe Kinder gerettet hat. Was möglicherweise passiert ist, ist, dass sie auch mehrere Roma-Kinder gerettet hat, weil orthodoxe Roma mit Vor- und Nachnamen serbische Namen tragen und dem serbisch-orthodoxen Glaubensbekenntnis angehören. Diana rettete Tausende serbisch-orthodoxer Kinder, indem sie ihre Bilder und Notizen über sie in eine umfassende Kartothek schrieb, um überlebenden Müttern nach dem Krieg zu helfen, ihre Kinder wieder zu finden.

Bei dieser ersten Begegnung mit Diana durch die Zeitung „Novosti“ konnte ich lesen, dass sie 1972 mit ihrem Ehemann Julije nach Innsbruck zurückkehrte, wo sie bis zu ihrem Tod am 20. August 1978 in der Anichstraße 24 wohnte, was wir später auch durch Aufzeichnungen des Stadtarchivs Innsbrucks bestätigen konnten.

All das, dass es jemanden aus unserer Stadt Innsbruck gab, der serbische Kinder rettete, schien unbeschreiblich unwirklich und gleichzeitig so überwältigend. Ich schrieb sofort meinen Kommilitonen aus SPOJI darüber, was ich gelesen habe und schlug vor, dass wir die Initiative ergreifen sollten, damit unsere Stadt, Innsbruck, ihre Tochter auf eine würdige Weise ehrt und ihr ein Denkmal setzt.

INNSBRUCK FÜR DIANA

Nach den Osterferien kehrte ich nach Innsbruck zurück und machte mit dem damaligen Vorstand von SPOJI ein Treffen aus, bei dem wir uns überlegen sollten, wie wir die richtigen Schritte unternehmen könnten, um mehr über diese mutige Frau zu erfahren und ihre Taten bekannter zu machen. Der Grund, warum man nach dem Zweiten Weltkrieg nichts über sie wusste, war die Tatsache, dass die kommunistischen Behörden des Zweiten Jugoslawiens unter Josip Broz Tito ihre Aufzeichnungen über die Kinder beschlagnahmt hatten, und um den „falschen Frieden“ und die „Brüderlichkeit und Einigkeit“ zu bewahren, sprach man nicht über die Verbrechen die während des unüberschaubaren und komplizierten Zweiten Weltkriegs auf dem Balkan begangen wurden.

Da wir erst am Anfang unseres Bestehens als Verein waren, da wir erst am 12. April 2009 gegründet wurden, hatten wir in Innsbruck nicht einmal viele Kontakte, mit denen wir etwas bewegen konnten, aber unsere erste Idee war, eine Initiative zur posthumen Ehrung von Diana Budisavljević von Seiten der Stadt Innsbruck in die Wege zu leiten. So nahm ich im Mai 2010 Kontakt mit unserem damaligen Mitglied Marko Miloradović auf, der seit jeher politisch aktiv ist und den ich seit unseren Schultagen kenne. Ich erinnere mich an unser erstes Treffen, als ich ihm den Zeitungsausschnitt über Diana zeigte. Er war auch nicht unberührt und stimmte sofort der Idee unseres Vorstandes zu, eine Initiative für die posthume Ehrung zu starten. Oft trafen wir uns nach diesem ersten Treffen und überlegten uns welcher der beste Weg sein könnte. Am Ende deuteten alle Anzeichen auf Herrn Helmut Muigg, den damaligen Vorsitzenden des Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnenbundes Tirols (SDFT), der sich auch mit der Erinnerungskultur und der Pflege des Antifaschismus befasst.

Marko stellte mich Herrn Muigg vor, den wir zum ersten Mal in der Salurnerstraße getroffen haben. Der erste Eindruck war, dass er streng und ein wenig misstrauisch war, aber gerecht. Wir erklärten ihm die Geschichte, die wir in der Zeitung fanden, sowie die Idee, die wir zusammen mit seiner Bewegung umsetzen wollten. Herr Muigg war überrascht von Diana Obexer zu hören, zeigte jedoch nicht sofort seine volle Begeisterung. Aber er lehnte unseren guten Willen und Vorschlag auch nicht ab und begann in den Archiven der Stadt Innsbruck zu recherchieren. Soweit ich weiß, half ihm DDr. Lukas Morscher sehr und trug später auch allgemein sehr zum Gedenken an Diana Budisavljević bei. Sie tragen auch den größten Verdienst daran, dass wir etwas über das Gebäude erfahren haben, in dem Diana ihre Kindheit verbracht hatte –  das Obexer-Haus in der berühmtesten Fußgängerzone Tirols und im Herzen der Landeshauptstadt. So auch, dass Diana ursprünglich aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie stammt, die hauptsächlich in der Innenstadt Innsbrucks lebte. Es war ein unglaubliches Gefühl, dass wir die ganze Zeit an ihrem Geburtshaus vorbeispazierten und durch die Straßen gingen, in denen ihre Familie lebte und in denen sie selbst unterwegs war, und wie viele Menschen dort vorbeigehen, ohne etwas über sie zu wissen. Wir hielten das für eine große Ungerechtigkeit, die wir ändern wollten.

Zusätzlich zur Idee der posthumen Ehrung, über die wir noch diskutierten, im Sinne welcher Weg der beste wäre, um sie der Stadt zusammen mit dem SDFT zu präsentieren, haben wir uns darauf geeinigt, die Möglichkeiten zu prüfen, eine Gedenktafel am Obexer-Haus oder an dem Gebäude anzubringen, in dem Diana bis zu ihrem Tod nach der Rückkehr aus Jugoslawien, lebte. Herr Muigg unternahm auch diesbezüglich große Anstrengungen auf sich und prüfte alle Möglichkeiten, und als es uns schien, dass es möglich sein würde, eine Gedenktafel am Obexer-Haus anzubringen, in dem sich heute auch die Buchhandlung Tyrolia befindet, als die damalige Eigentümerin des Gebäudes positiv auf Herrn Muiggs Schreiben antwortete, fielen alle Hoffnungen ins Wasser, als sie nach wenigen Wochen aus uns unbekannten Gründen ihre Meinung änderte.

Dies hat uns jedoch nicht entmutigt und wir haben uns entschieden all unsere Kraft in Richtung der Initiative für die posthume Ehrung zu lenken, sodass wir nach mehreren Treffen, Korrespondenzen und Telefongesprächen zu einem Textentwurf kamen, den wir schließlich mit Hilfe von Marko Miloradović und der SPÖ Innsbruck Anfang 2011 im Gemeinderat Innsbrucks einbrachten. Es war überhaupt nicht einfach, besonders wenn man bedenkt, dass wir bei einem Teil von Dianas Familie auf Widerstand gestoßen sind. Als einer ihrer direkten Nachkommen hörte, dass wir eine Initiative für ihre posthume Ehrung gestartet haben, erhielt ich einmal eine E-Mail, in der wir aufgefordert wurden, alles auszusetzen, weil angenommen wurde, dass wir damit all ihre Mitarbeiter und Helfer vernachlässigen würden. Wir glaubten jedoch, dass durch Dianas Ehrung auch ihren Unterstützern ewiger Tribut gezollt werden würde und dass wir so auch sie vor dem Vergessen bewahren würden. Schließlich nahm der Gemeinderat Innsbrucks im September 2011 einstimmig den Vorschlag für eine posthume Ehrung an und es wurde beschlossen Diana posthum mit dem Orden II. Grades der Stadt Innsbruck auszuzeichnen. Dieser Entscheidungsakt existiert in der Stadt Innsbruck, aber leider wird eine Person in der Regel erst nach Übergabe des Ordens offiziell als geehrt angesehen und dies ist bis heute leider noch nicht geschehen, da bisher keiner ihrer direkten Nachkommen bereit war, den Orden in ihrem Namen entgegenzunehmen. Wir hoffen weiterhin, dass jemand die Kraft findet und den Orden der Stadt Innsbruck empfängt, denn Diana und alle Teilnehmer an ihrer Aktion haben dies verdient. Und wenn das passiert, wird es auch von der Stadt Innsbruck offiziell bekannt gegeben. Bis dahin bleiben die Zeitungsartikel, die die Entscheidung von Dianas Stadt zu Ehren ihrer Tochter, bezeugen.

Seit der Entscheidung des Gemeinderates Diana posthum zu ehren sind mehrere Monate und fast ein Jahr vergangen, in denen nicht viel bezüglich der Übergabe des Ordens geschehen ist, aber auch nicht bezüglich Fortsetzung dieser Initiative, damit die Stadt in der Zwischenzeit Diana für immer Tribut an einem öffentlich sichtbaren Ort zollt. Auf der anderen Seite wurden andere Aktivitäten durchgeführt, um die Erinnerung an Diana zu bewahren. Trotzdem musste versucht werden, eine Lösung zu finden, um Diana und ihre Helfer für immer „im Blickfeld“ der Öffentlichkeit zu halten. So haben wir, erneut mit Hilfe von Marko Miloradović, Sophia Reisecker kennengelernt, die 2012 Mitglied des Kulturausschusses der Stadt Innsbruck wurde. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir uns bei einer der vielen Veranstaltungen getroffen, höchstwahrscheinlich bei einem der antifaschistischen Spaziergänge durch Innsbruck. Mit Sophia und Marko sprachen wir darüber, dass es gut wäre, wenn zumindest eine Straße nach Diana benannt werden würde, und gleichzeitig glaubten wir daran dass irgendwann jemand aus Dianas Familie den Orden entgegennehmen würde. Eine Straßenbenennung wäre doch etwas Dauerhaftes und für immer sichtbares. Weil es zu dieser Zeit in Innsbruck nicht viele freie Straßen gab und es bereits eine Straße gab, die Michael Obexer, Dianas Großvater, im kleinen Vorort Igls gewidmet war, das er, wie wir später erfuhren, im 19. Jahrhundert auch begründete. Der Punkt war, dass die Igls zur Stadt Innsbruck gehörte, sodass es nicht praktikabel wäre, zwei Straßen mit demselben oder einem ähnlichen Namen zu haben und es gab Meinungen im Kulturausschuss, dass eine Straße mit dem Nachnamen „Budisavljević“ für die große Mehrheit der Tirolerinnen und Tiroler zu schwer auszusprechen wäre. Am Ende wurde beschlossen, dass der Platz vor der Universitätskirche im Herzen Innsbrucks, direkt gegenüber dem Finanzamt, den Namen „Diana Obexer-Budisavljević-Platz“ tragen sollte. Die offizielle Ernennung war für 2013 geplant. Die Wende ereignete sich jedoch, als Altbischof Stecher Ende Januar desselben Jahres verstarb. Da er auch ein großer humanitärer Aktivist war und der Platz vor der Kirche besser zu ihm passt, wurde die Entscheidung wenige Tage vor der erstgeplanten Ernennung geändert, sodass Sie heute den Bischof-Reinhold-Stecher-Platz in Innsbruck vor dieser Kirche finden können.

Wir waren zu der Zeit auch ein wenig enttäuscht, dass das sichtbare Ergebnis der Initiative, die wir 2010 zusammen mit dem SDFT in Bewegung gesetzt haben, nicht zu einem sichtbaren Ergebnis kam, doch haben wir nicht den Glauben verloren, dass eines Tages etwas noch Besseres und Angemesseneres an die Reihe kommen würde, etwas das zu dieser einzigartigen Heldin und vielleicht der tapfersten Frau des 20. Jahrhunderts passt. Es sind wieder ein paar Monate vergangen. In dieser Zeit haben wir andere Aktivitäten in den Bereichen, in denen SPOJI aktiv ist, sowie in Bezug auf Diana geplant und umgesetzt, und wir haben unsere Freunde aus der Stadtverwaltung nicht zu sehr zu diesem Thema befragt. Gott sei Dank, so hat auch der Kulturausschuss der Stadt Innsbruck nicht aufgehört nach einer Lösung zu suchen, um Diana Budisavljevic angemessen zu würdigen. Die Bürgermeisterin Innsbrucks a.D., Mag.a Christine Oppitz-Plörer, war auch Vorsitzende des Kulturausschusses. Sie schlug vor, dass der städtische Kindergarten, der im neuen Stadtteil Campagne-Areal im Osten der Stadt, gebaut werden sollte, nach Diana Budisavljević benannt werden soll. Diese Entscheidung wurde im Kulturausschuss dann im Jänner 2014 getroffen. Seitdem, wurde der Kindergarten, meines Wissens aufgrund einiger Komplikationen beim Bau der neuen Siedlung, noch nicht errichtet, aber sowohl die damalige Bürgermeisterin als auch der Stadtrat für Stadtplanung und Integration a.D., Mag. Gerhard Fritz, haben wiederholt öffentlich über die Entscheidung der Kindergartenbenennung gesprochen, und wir hoffen, dass dieser bald, mit der Aufschrift „Diana Budisavljević“, das Licht der Welt erblicken wird.

Diese Entscheidung, einen städtischen Kindergarten nach Diana zu benennen, wurde möglicherweise nicht direkt vom Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnenbund Tirols und dem Jugendverein SPOJI initiiert, aber wir sehen dies als Endergebnis unserer initialen und ersten Initiative, die wir 2010 gemeinsam in Bewegung gesetzt haben und dass als eine der ersten, wenn nicht sogar als erste in Österreich. Einige mögen nicht zustimmen, dass der SDFT und SPOJI den ersten Dominostein zum fallen gebracht haben, um die Ereignisse zur Erinnerung an Diana Budisavljević in Österreich zu bewahren, obwohl die Ergebnisse und zahlreiche Aktivitäten neben diesen bereits erwähnten davon bezeugen.

DIANA ZU EHREN

Zum Zeitpunkt als ich bis durch einen Zeitungsartikel von Diana Budisavljević erfuhr bis zur konkreten Initiative, versuchten wir, Spuren einiger Aktivitäten im Zusammenhang mit Diana zu finden, die bis dahin in Tirol und Österreich möglicherweise initiiert oder in die Tat umgesetzt wurden. Das einzige, was wir finden konnten, war ein Artikel aus der städtischen Zeitschrift „Innsbruck informiert“ vom März 2007, geschrieben von Josefina Justić. Und dann gab mir Marko Miloradović Bescheid, als ich vom Urlaub aus Serbien zurückkam, das war ungefähr im August 2010, dass die Schriftenreihe des Stadtarchivs Innsbruck (Band 10) erschienen ist, in der Anna-Maria Gruenfelder den Artikel „TirolerInnen im unsichtbarem Widerstand. Wider die Zwangsarbeit und Vernichtung im kroatischen Ustascharegime (1941-1945)“ schrieb. Ich habe die Schriftenreihe sofort besorgt. In ihrem Text schreibt Frau Gruenfelder auf über 30 Seiten darüber, wie Diana und ihre Unterstützer serbisch-orthodoxe Kinder retteten. Die Veröffentlichung dieses wertvollen Dokuments machte uns unbeschreiblich glücklich und gab uns einige neue Einblicke in Dianas Handeln, bevor wir später eine Kopie ihres Tagebuchs erhielten. Gleichzeitig lieferte uns Frau Gruenfelders Arbeit zusätzliches Material und ermutigte uns, die Idee, die wir mit der Initiative zur Ehrung von Diana Budisavljević hatten, nicht aufzugeben.

Bereits 2010 haben wir erstmals am, vom SDFT organisierten, antifaschistischen Spaziergang durch Innsbruck teilgenommen. Antifaschistische Spaziergänge werden normalerweise um den 9. November herum organisiert, um an alle Opfer der Kristallnacht zu erinnern. Es werden Orte in Innsbruck besucht, an denen jüdische Familien lebten, die Opfer der Nazis waren, und seit 2010 werden auch das Obexer-Haus und das Gebäude, in dem Diana bis zu ihrem Tod lebte, besucht. Alle Teilnehmer können so etwas über diese Heldin aus Innsbruck erfahren. Wir von SPOJI haben seit 2010 an fast allen Spaziergängen teilgenommen. Bei einem der ersten Spaziergänge, lernten wir auch Vera Merkel kennen, eine Frau, die von Diana erfuhr und dann selbstständig über sie recherchierte. Vera haben wir zu verdanken, dass wir über viele Details erfahren haben, die der Öffentlichkeit nicht bekannt waren, und gleichzeitig war sie eine große Unterstützung bei vielen zukünftigen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Erinnerung an Diana Budisavljević.

– Marko Miloradović und die Teilnehmer bei einem der ersten Antifaschistischen Spaziergänge in Innsbruck vor der Synagoge, November 2010 – 

Seit der Gründung hat SPOJI über 400 kleinere und größere Projekte in die Tat umgesetzt, bei denen wir stets bestrebt waren, die Taten von Diana und ihren Mitstreitern der Öffentlichkeit vorzustellen. Eine der ersten Gelegenheiten war im März 2011, als wir in Innsbruck das Zweite Parlament der serbischen Organisationen aus Mitteleuropa organisierten. Wir besuchten damals zum ersten Mal mit einer größeren Gruppe, die nicht aus Tirol kommt, das Grab von Diana Budisavljević auf dem Westfriedhof in Innsbruck und legten Kränze nieder und zündeten Kerzen zum ewigen Gedenken an. Die Gruppe bestand aus Vereinen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Slowenien. Im selben Jahr, im Mai, nahmen wir zusammen mit Freunden der humanitären Organisation „Serben für Serben“ an der Integrationswoche der Stadt Wien teil. Eine unserer gemeinsamen Aktivitäten war die humanitäre Buchvorstellung „Auf den Spuren der Serben Wiens“ von Univ.-Prof. DDr. Wolfgang Rohrbach, bei der wir erstmals über die Taten von Diana Budisavljević außerhalb Tirols sprachen. Wir waren überrascht, wie viele Menschen in der „größten serbischen Stadt“ außerhalb Serbiens noch nicht von ihr wussten.

Noch eine Person die sich für die Erhaltung der Erinnerung an Diana einsetzte, war Dr. Paul Ladurner aus Innsbruck, der auch ein guter Freund von Bischof Stecher war und auch Mitglied des Vorstandes seines Gedenkvereins ist. Im März 2012 organisierte Dr. Ladurner in Zusammenarbeit mit dem römisch-katholischen Kollegium „Canisianum“ in Innsbruck auch einen Gedenkabend in Ehren von Diana Budisavljević, den wir auch besuchten. Anschließend veröffentlichte er mehrere Artikel über Dianas Arbeit in Tiroler Zeitschriften und nahm am ersten Runden Tisch über Diana teil, den wir im März 2014 organisierten.

– Der Gedenkabend für Diana im Canisianum in Innsbruck, März 2012 – 

Es bedeutete viel für uns, als Diana anlässlich des Nationalfeiertags der Republik Serbien 2012 posthum die Medaille „Miloš Obilić“ in Gold verliehen wurde, sowie als sie die erste Trägerin des Ordens „Kaiserin Milica“ (Militsa) wurde, den die Serbisch Orthodoxe Kirche in Leben rief und sie damit im Oktober 2013 posthum auszeichnete. Beide Anerkennungen wurden dann von ihrem Urenkel Leonardo Rašica (Raschitsa) entgegen genommen, der zu diesen Anlässen aus Brasilien anreiste. Diese beiden hohen Ehrungen, die höhsten die Diana bis zu diesem Zeitpunkt posthum erhalten hatte, gaben uns Hoffnung, dass bald auch jemand ihrer Nachkommen auch den Orden der Stadt Innsbruck empfangen würde. Im selben Jahr setzen wir uns mit Herrn Rašica in Verbindung, der angekündigt hat, dass er bald wieder nach Europa reisen wird. Wir haben ihn dann mit der damaligen Bürgermeisterin Innsbrucks, Frau Mag.a Oppitz-Plörer, in Verbindung gesetzt, in der Hoffnung, dass es endlich zur Überreichung des Ordens kommen könnte. Leider ist es dazu nicht gekommen und unser Kontakt zu Dianas Urenkel aus Brasilien versickert kurze Zeit darauf…

„Das Leiden des serbischen Volkes im 20. und 21. Jahrhundert“ war der Titel des Vortrags den SPOJI im April 2013 organisierte. Eines der beiden Themen war das Leiden des serbischen Volkes während des Zweiten Weltkriegs und die Kinderrettungsaktion von Diana Budisavljević. Mag.a Mira Jovanović, damals an der Universität Zürich tätig, sprach über dieses Thema. Sie war seit dem Zeitpunkt als wir die Initiative ins Rollen gebracht haben immer ein starker Rückenwind und wurde inzwischen auch Ehrenmitglied von SPOJI. Sie ist Expertin auf dem Gebiet der Genozidopfer und des Holocaust. Ich erinnere mich, dass der Vortrag sehr gut besucht war und Fotos von dieser Veranstaltung können dies auch bezeugen. Der Vortrag wurde im Cafe Katzung in der Altstadt Innsbrucks organisiert und neben einer Reihe junger und österreichischer Gäste waren auch Herr Mag. Fritz und Sophia Reisecker unter den Gästen, wobei das Stadtblatt von der Veranstaltung berichtete. Das Jahr 2013 ist für uns auch deshalb von Bedeutung, da wir damals Tihomir Stanić, einen der populärsten serbischen Schauspieler und Produzenten, kennengelernt haben. Wir haben uns über die Radio-Television-Serbiens (RTS) kennengelernt, da wir gleichzeitig zu Gast in der Sendung „Serbien Online“ waren. Zu dieser Zeit hatte ich eine Telefoneinschaltung über die Tätigkeit von SPOJI und über Diana Budisavljević, und Herr Stanić sprach über sein Projekt, einen Film über Jasenovac und Diana zu drehen.

– Bericht des Stadtblattes über den Vortrag zu Diana, April 2013 – 

RTS hat uns verbunden, wir sind in Kontakt getreten und bereits im März 2014 war Herr Stanić einer der Teilnehmer des Ersten Runden Tisches über Diana Budisavljević in Innsbruck, der von Vera Merkel, Marko Miloradović und mir initiiert wurde. Mit Unterstützung von DDr. Lukas Morscher, dem Direktor des Stadtarchivs Innsbruck, konnte diese Veranstaltung in deren Räumlichkeiten stattfinden. Die Idee war, verschiedenen Personen, die sich bereits mit der Erinnerung an Diana befasst haben und die die es noch wollen, zusammenzubringen, ihre Kräfte in eine gemeinsame Richtung zu lenken und zusätzliche Projekte zu starten, die Diana bekannter machen würden. Einige der damals festgelegten Projekte wurden in die Tat umgesetzt, andere nicht, und andere dienten als Ideen für Projekte, die erst später entstanden. Die Teilnehmer dieses Runden Tisches aus Österreich, der Schweiz und Serbien waren: Tihomir Stanić, Vladimir Kordanović, Staša Petrović, Gavro Burazor, Mag.a Mira Jovanović, Mag. Gerhard Fritz, Sophia Reisecker, Dr. Paul Ladurner, Dr. Matthias Lauer, Dr. Andreas Maislinger, Dr. Jussuf Windischer, Oliver Ranisavljević, Vera Merkel, Marko Miloradović und meine Wenigkeit.

– Der erste Runde Tisch über Diana, März 2014 – 

Im selben Monat veranstaltete SPOJI in Innsbruck die Buchpräsentation „Auf den Spuren der Serben Österreichs“ von Univ.-Prof. DDr. Rohrbach, herausgegeben von der Österreichisch-Serbischen Gesellschaft aus Wien, deren Präsident damals Dr. Marko Stijaković war. In seinem Buch widmet Prof. Rohrbach Diana Budisavljević (geborene Obexer) ein Kapitel, wobei die Idee für das Buch entstand, als wir im Mai 2011 eine wohltätige Buchvorstellung über Serben in Wien organisierten und zum ersten Mal außerhalb Tirols über Diana sprachen.

Nicht einmal ein halbes Jahr nach dem Runden Tisch, kamen Tihomir Stanić und sein Filmteam Ende September 2014 nach Innsbruck, wo die Dreharbeiten zum Spielfilm über Diana Budisaljvević, genauer gesagt zu seinem dokumentarischen Ende, begannen. Zu diesem Anlass kamen auch Frau Jelena Radojčić und Brigita Knežević nach Innsbruck. Sie besuchten damals zum ersten Mal das Grab ihrer Retterin. Ich werde diese Momente, diese Tränen und wahren Emotionen aus tiefstem Herzen niemals vergessen. Nach den Dreharbeiten, am letzten Tag ihres Aufenthalts in Innsbruck, feierten wir alle gemeinsam den 80. Geburtstag von Frau Radojčić. Leider konnte der Film aus Mangel an finanziellen Mitteln nicht beendet werden, aber zumindest entstand ein dokumentarischer Teil des geplanten Films mit dem Titel „Das Mal“. Unter anderen Personen nahm auch Herr Mag. Alexander Legniti, Direktor der städtischen Friedhöfe Innsbrucks, teil, der mehrere Gedichte über Diana schrieb und uns oft bei unserer Arbeit im Zusammenhang mit der Erinnerungskultur unterstützte. Die damalige Bürgermeisterin Innsbrucks nahm ebenfalls teil, der wir sehr dankbar für die Dreherlaubnis sind, sowie für einen Teil der finanziellen Mittel für das Drehen des Filmes in Innsbruck und alles was dazugehört.

– Brigita Knežević und Jelena Radojčić am Grab ihrer Retterin, September 2014 – 

– Ein Teil der Teilnehmer des Filmdrehs mit Tihomir Stanić an Dianas Grab. Von links nach rechts: Dr. Andreas Maislinger, Jelena Radojčić, Helmut Muigg, Mag.a Christine Oppitz-Plörer, Tihomir Stanić, Brigita Knežević, Mag. Alexander Legniti, Vladimir Vlajić. September 2014 –    

Wie sich die Ereignisse aneinander reihten bezeugt auch die Tatsache, dass nur wenige Tage nach Drehbeginn in Innsbruck ein Park in Wien offiziell nach Diana Budisavljević benannt wurde. Den Verdienst dafür haben unsere Freunde aus dem SBKV „Prosvjeta-Österreich“ aus Wien, die unmittelbar nach ihrer Gründung Ende 2011 eine Initiative gestartet haben, mit dem Ziel, dass auch die österreichische Hauptstadt Diana den verdienten Tribut zollt. Die größte Unterstützung bei ihrer Initiative, hatte „Prosvjeta“, ähnlich wie im Fall in Innsbruck, von der sozialdemokratischen Seite, was Sie auch im Text von Mag. Nedeljko Savić lesen können. Im April 2016 organisierte er zusammen mit dem Historiker Zlatan Stojadinović und Frau Gordana Bulov anlässlich des 71. Jahrestages der Befreiung des KZs Jasenovac einen Gedenkvortrag zum Thema „Erinnerung an den Völkermord“. Dabei ging es auch um Diana, wobei Oliver Ranisavljević im Namen von SPOJI anwesend war. Die Idee war, dass diese Veranstaltung ab 2017 gleichzeitig in mehreren Städten Österreichs organisiert wird, was einen wichtigen Schritt zur Förderung einer Erinnerungskultur unter der serbischen Population darstellen würde. Dies wurde jedoch nicht verwirklicht, was aber nicht bedeutet, dass diese Idee nicht wiederbelebt und in konkrete und dauerhafte Maßnahmen umgesetzt werden kann.

Über Diana wurde in Innsbruck nicht nur der Film von Herrn Stanić gedreht, sondern auch die dreiteilige Dokuserie der Sendung „Quadratur des Kreises“ von Branko Stanković, mit dem Titel „Die Tiefe des Verbrechens“, im Juli 2015. So auch Sladjana Zarićs Dokumentarfilm „Dianas Kinder“ im Mai 2017. Wir unterstützten beide Projekte in einer vermittelnden Rolle zu den relevanten Innsbrucker Institutionen und wichtigen Teilnehmern, die später ihren Beitrag im Film leisteten, so leisteten wir auch Unterstützung vor Ort während die Kamerateams in unserer und Dianas Stadt zu tun hatten. Ich erinnere mich, dass uns RTS auch Herrn Stanković vorstellte, während ich mich im zweiten Fall im Dezember 2016 auf Einladung von Johannes Irschik, dem damaligen Vorsitzenden des Österreichischen Kulturforums Belgrad, mit Frau Zarić in der Botschaft der Republik Österreich getroffen habe. Herrn Irschik habe ich während meines Aufenthalts in Belgrad kennengelernt als ich von 2015 bis 2016 unter anderem durch den Aufbau der ersten Gedenkdienststelle des Österreichischen Auslandsdienstes in Serbien, im Verband der jüdischen Gemeinden Serbiens und im Jüdischen historischen Museum Belgrad, versuchte mein Umfeld mit Dianas Geschichte vertraut zu machen, die in Serbien bei weitem bekannter ist als in Österreich, aber ich würde sagen immer noch nicht gut genug. Ich muss sagen, dass ein großer Beitrag zum neuesten Dokumentarfilm über Diana, dem Film von Sladjana Zarić, auch von Vera Merkel geleistet wurde, durch den ein Großteil des bisher Unbekannten aus Dianas Leben, das sie selbst recherchieren konnte, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Wenn wir schon beim Jahr 2017 sind, dieses begann mit einem Vortrag über Diana mit dem Titel „Vergessene Heldin von Innsbruck“, der vom Sozialdemokratischen Freiheitskämpferinnenbund Tirol und dem Renner-Institut organisiert wurde. Man trug nach den Aufzeichnungen von Dr. Ladurner vor, die er bis zu diesem Zeitpunkt über sie gemacht hatte. Der Vortrag fand anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages an der Fakultät für Soziologie und Wirtschaftswissenschaften (SOWI) in Innsbruck statt, wobei es mich besonders freute, dass der Vortragsabend gut besucht war und viele junge Menschen die Geschichte dieser tapferen Frau hören konnten. Wie in den Jahren zuvor, haben die Ereignisse sich weiterhin aneinander gereiht und nur anderthalb Monate nach diesem Vortrag fand die Buchpräsentation „Dianas Liste“ des Autors Wilhelm Kuehs statt und das in der Buchhandlung Tyrolia, dessen Verlag das Buch auch herausgegeben hat. Es ist nicht notwendig zu erklären, welche Symbolik die Tatsache darstellt, dass das Buch in der Buchhandlung vorgestellt und herausgegeben wurde, die sich im Gebäude befindet, in dem Diana ihre Kindheit verbracht hat – im Obexer-Haus. Darüber hinaus ist es auch sehr interessant, dass die Idee, das erste Buch über Diana auf Deutsch zu schreiben, beim ersten runden Tisch über sie entstanden ist. Es wurde überlegt ein bereits erschienenes Buch in serbischer Sprache ins Deutsche zu übersetzen. Aber ich erinnere mich sehr gut daran, dass Herr Mag. Gottfrird Kompatscher, Mitglied des Vorstandes des Tyrolia Verlags, mich gefragt hat, was ich von der Idee halte, einen österreichischen Autor zu finden, der sowohl mit der serbischen Sprache als auch mit der Situation auf dem Balkan vertraut ist, um ein Buch über Diana zu schreiben. Dies geschah während der Gedenkveranstaltung anlässlich des 100. Jahrestages seit Beginn des Ersten Weltkriegs und des 75. Jahrestages seit Beginn des Zweiten Weltkriegs, in dessen Organisationskomitee wir 2014 in Innsbruck zusammen saßen.

Nur wenige Tage nach der Promotion des Buches „Dianas Liste“ organisierten wir die Österreich-Premiere des Dokumentarfilms „Das Vermächntnis“ (Zaveštanje) in Anwesenheit des Regisseurs und des Filmteams im Metropol Kino in Innsbruck. Die Nachfrage nach den Kinokarten war sehr hoch und der Kinosaal konnte nicht alle Interessierten fassen, was Hoffnung gibt, denn heute ist es auf gar keinen Fall selbstverständlich, dass bei solch einer Veranstaltung der Saal bis zum letzten besetzt ist. Obwohl dieser Film nicht direkt von Diana handelt, ist dieser Dokumentarfilm ein einzigartiges Zeugnis der überlebenden KZ-Gefangenen, unter denen auch einige sind, die von Diana gerettet wurden. Basierend auf etwa 450 Stunden aufgezeichneten Aussagen, die innerhalb von vier Jahren in Gesprächen mit 94 direkten Zeitzeugen gesammelt wurde, stellt dieser Film einen Auszug aus einem großen Dokumentararchiv dar. Es ist geplant, weitere Projektionen dieses Films mit einer deutschen Übersetzung zu arrangieren, jedoch hauptsächlich für das deutschsprachige Publikum. Im April 2018 wurde in Innsbruck der erste Dokumentarfilm über Diana in österreichischer Produktion gedreht – „Dianas Vermächtnis“. Iris Haschek und „Inspiris Film“ drehten den Film der dieses Jahr auf ORF III ausgestrahlt werden soll, an dem ich neben Vera Merkel, Anna-Maria Gruenfelder, Pfarrer Aleksandar Stolić und anderen teilnehmen durfte.

Und schließlich, das letzte Ereignis Diana zu Ehren, das in diesem Text und dieser Ausgabe unserer Zeitschrift erwähnt wird, die Diana gewidmet ist, die für mich die mutigste Frau des 20. Jahrhunderts war, ist die Österreich-Premiere des Monodramas „Erlösung für uns alle“ (Pu spas za sve nas). Dieses Theaterstück entstand durch die Idee von Jelena Puzić, die auch die Hauptprotagonistin darin ist, nach Dianas Tagebuch. Auch bei dieser Veranstaltung, die wir vor ein paar Wochen im Metropol Kino organisierten, war der Saal bis zur Gänze voll. Jelena Puzić, in der Rolle von Diana, gelang es, Emotionen auf hervorragende Weise zu übermitteln, als ob sie diese buchstäblich mit einer Berührung der Herzen fast dem gesamten Publikum übergab. Es gab viele und aufrichtige Tränen, während im Publikum auch eine Dame saß, die ein direkter Nachkomme einer der Geretteten ist, und die unter uns in Dianas Stadt lebt. Es besteht eine Idee, das Stück auf irgendeine Art ins Deutsche für das deutschsprachige Publikum zu übersetzen. Es ist ein großes Unterfangen, aber wenn jemand es in die Tat umsetzen kann, dann ist es die junge Schauspielerin Jelena Puzić …

– Jelena Puzić in der Rolle von Diana Budisavljević im Monodrama „Erlösung für uns alle“. März 2019 – 

SCHLUSSFOLGERUNG

Zum Schluss dieses Textes, mit dem ich aus meiner Sicht vorstellen möchte, was wir auf diesem Gebiet getan haben, kann der Schluss gezogen werden, dass viel getan wurde, um Diana vor dem Vergessen zu bewahren. Vieles davon wurde gerade hier, in ihrer Stadt, in die Wege geleitet. Neben dem Jugendverein SPOJI und dem Sozialdemokratischen Freiheitskämpferinnenbund Tirols gab es viele andere, die angefangen haben sich mit diesem Thema zu befassen, und nach und nach trafen wir uns alle und fanden uns auf demselben Weg und in derselben Richtung. Nun, wenn wir manchmal auch nicht gemeinsam agierten, waren wir trotzdem alle irgendwie verbunden, zumindest indirekt, aber manchmal ist das auch schon genug. Es ist noch einiges unvollendet geblieben und es bleibt noch viel zu tun, um Diana und ihre Mitarbeiter den Platz zu gewähren, den sie verdienen. Erinnerungskultur ist sicherlich ein ständiger Prozess, denn eine Erinnerung, die nicht gepflegt wird, verschwindet nach einer Zeit wie vom Winde verweht. Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass wir alle diesen Weg der Erinnerung fortsetzen werden, denn nur auf diesem Weg können wir der unendlich mutigen Diana und ihren Helferinnen und Helfern die gebührende Ehre erweisen, die sie für ihre Menschenliebe und gute Taten auch verdienen.

Wir sind alle auf irgendeine Weise und durch unsichtbare Fäden auf dieser Welt verbunden. Ich glaube nicht wirklich an Zufälle. Und erst neulich fand ich heraus, dass Mile Budak, ein Nachkomme des Zweigs der serbisch-orthodoxen Familie Budisavljević ist, der später zum Katholizismus konvertierte. Budak war einer der Gründer der Ustascha sowie der Autor der „Serbischen Lösung“ im Unabhängigen Staat Kroatien. Auf der anderen Seite war Srdjan Budisavljević, der Bruder von Julije, Dianas Ehemann, Mitglied des Repräsentanten-Rates des Königreichs Jugoslawien, das im März 1945 das Mandat an Josip Broz Tito übergab das neue Jugoslawien zu gründen – das, das Dianas Unterlagen nur wenige Monate nach seiner Gründung beschlagnahmt und einen Schleier des Schweigens für die darauffolgenden 50 Jahre geworfen hatte…

Dieser Text erschien in der Hauptrubrik der 10. Ausgabe der Zeitschrift „Spoji!“ die Diana Budisavljević (geb. Obexer) gewidmet war.