SERBISCH ORTHODOXER JUGENDVEREIN INNSBRUCK

SPOJI

GEDENKTAFEL FÜR DIANA BUDISAVLJEVIĆ IN INNSBRUCK

SPOJI beschäftigt sich fast seit seiner Gründung mit Erinnerungskultur, weil wir der Ansicht ist, dass sie ein sehr wichtiges Element bei der Bewahrung der kulturellen, religiösen und nationalen Identität ist. Neben der Erinnerung an verschiedene Kriegsopfer versteht SPOJI unter Erinnerungskultur auch die ständige Erinnerung an unsere berühmten Vorfahren, die sich durch positivste Beispiele in verschiedenen Lebensbereichen mit goldenen Buchstaben in der Weltgeschichte verewigten.

Da SPOJI in Innsbruck gegründet wurde dominiert innerhalb der Erinnerungskultur jedoch das Thema  – Rettungsaktion Diana Budisavljević, geborene Obexer, eine Österreicherin aus Innsbruck. Als SPOJI-Mitglieder von Diana Budisavljević erfuhren und dass sie zwischen 1941-1945 über 12.000 fast ausschließlich serbische Kinder aus Ustascha-Lagern im Unabhängigen Staat Kroatien rettete, starteten sie 2010 gemeinsam mit dem Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnenbund Tirol als erste in Österreich eine Initiative zur Anbringung einer Gedenktafel an ihrem Geburtshaus, dem Obexer-Haus, in der Maria-Theresien-Straße mitten im Zentrum von Innsbruck.

Einen ausführlichen Rückblick auf die Aktivitäten von SPOJI, die Diana Budisavljević gewidmet sind, können Sie HIER nachlesen. Im folgenden Teil möchten wir uns auf den Teil beziehen, der vor allem die öffentliche Diskussion über den genauen Text an der Gedenktafel betrifft, die fast das ganze Jahr 2020 über andauerte:

Da im Jahr 2010 die Anbringung der Gedenktafel für Diana Budisavljević am „Obexer-Haus“ auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, übernahm die Stadt Innsbruck die Idee und reaktivierte sie Anfang 2020 erneut, als sie aber die Initiatoren dieser Initiative, SPOJI und den Tiroler FreiheitskämpferInnenbund, nicht in den Textfindungsprozess miteinbezog. SPOJI kam zum ersten Entwurf des Textes, der drei entscheidende Mängel aufwies: 1.) der Nachname von Diana Budisavljević unterschied sich von dem, den sie verwendete, 2.) es wurde geschrieben, dass sie Kinder aus Lagern im ehemaligen Jugoslawien rettete, obwohl zwischen 1941- 1945 Jugoslawien nicht mehr existierte, 3.) die Herkunft der serbischen Kinder, die Diana in der überwiegenden Mehrheit rettete (es wurden noch zwei kroatische Partisanenkinder gerettet), wurde nicht genannt. Es folgte eine öffentliche Debatte mit der Stadt Innsbruck von Februar bis November 2020, in der die Vorstandsmitglieder von SPOJI fast rund um die Uhr daran arbeiteten, diese Mängel auszubessern und die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse für den Tafeltext vorzuschlagen.

Unterstützung in ihrer Argumentation konnten sie von bedeutenden Historikern und Experten zu diesem Thema bekommen, wie z.B. von: Prof. Dr. Horst Schreiber (österreichischer Experte für Holocaust und Erinnerungskultur), Dr. Wilhelm Kuehs (Autor von Dianas Liste), Dr. Nataša Mataušić (kroatische Historikerin, die eine Dissertation und ein Buch über Diana Budisavljević geschrieben hat; sie war langjährige Vorstandsvorsitzende der Gedenkstätte Jasenovac), Dr. Milan Koljanin (Institut für Zeitgeschichte in Belgrad), Jasmina Tutunović-Trifunov (Museum der Genozidopfer in Belgrad), Mag. Andreas Baumgartner (Generalsekretär des Internationalen Mauthausen Komitee), Jelena Radojčić und Dušan Jerinić (sie wurden als Kinder von Diana gerettet), die Vereinigung der KZ-Insassen von Jasenovac und viele andere.

Auf Bitte von SPOJI schickte S.E. Prof. Dr. Nebojša Rodić, Botschafter der Republik Serbien in Österreich,  und der serbisch-orthodoxe Bischof für Österreich, die Schweiz, Italien und Malta, ihre Stellungnahmen an die Stadt Innsbruck. Die Vorstandsmitglieder von SPOJI verfassten auf über 10 Seiten samt Anhängen ein Dokument mit ausführlicher Argumentation zusammen, das wissenschaftlich und historisch fundiert ist, und das erklärt warum auf Basis einer modernen Erinnerungskultur die Herkunft der Kinder nicht verschwiegen werden darf, sowie dass der Nachname von Diana nicht auf Wunsch der Stadtvertreter geändert werden sollte und dass sie die Kinder aus Konzentrationslagern des damaligen faschistischen Unabhängigen Staates Kroatien und nicht aus KZs in Jugoslawien gerettet wurden.

Es folgten Treffen u.a. mit einem Teil der Stadtverwaltung, Einzelgespräche mit Stadt-, Landes- und Kirchenvertretern von Innsbruck und Tirol. Die Entscheidung von des Bürgermeisters und des Stadtsenats wurde zweimal verschoben – einmal Anfang Juni 2020 und einmal im September 2020. Am Ende entschloss sich der Bürgermeister Innsbrucks die gesamte bisher angekommene Argumentation Prof. Dr. Brunnbauer von der Universität Regensburg vorzustellen, weil inzwischen verschiedene Seiten aus Österreich, Kroatien und Serbien und sogar aus dem Europäischen Parlament einen Beitrag zu dieser öffentlichen Diskussion leisteten. Prof. Brunnbauer, als Historiker für Südosteuropastudien, der sich nicht an der monatelangen Diskussion beteiligte, bewertete im Herbst 2020, dass es nicht falsch sei, die Herkunft der geretteten Kinder zu benennen, sodass der Stadtsenat in dem der Bürgermeister den Vorsitz hat, Mitte November 2020 beschloss, dass der endgültige Text an der Gedenktafel wie folgt lautet:

 


Diana Budisavljević, geb. Obexer

1891–1978

Diana Budisavljević aus Innsbruck rettete während des Zweiten Weltkrieges mit Unterstützung von weiteren HelferInnen mehrere Tausend überwiegend serbische Kinder aus den Konzentrationslagern des faschistischen Ustasa-Regimes im damaligen „Unabhängigen Staat Kroatien“.

Erst Jahre nach ihrem Tod wurde ihr humanitäres Engagement auch hier in ihrer Heimatstadt bekannt. Mit dieser Tafel an ihrem Elternhaus gedenkt die Stadt Innsbruck dieser mutigen Frau.

Stadtgemeinde Innsbruck


 

Die am 7. April 2021 angebrachte Gedenktafel stellt aus historischer und wissenschaftlicher Sicht derzeit die korrekteste Lösung des Textes dar. Sie wird mit Sicherheit einen großen Beitrag dazu leisten Diana Budisavljević und ihre HelferInnen vor der Vergessenheit zu bewahren und sie noch bekannter zu machen, aber nicht nur sie und ihre Hilfsaktion, die höchstwahrscheinlich die größte Rettungsaktion während des Zweiten Weltkriegs darstellt, sondern auch all die Kinder und Menschen die sie vor dem Genozid in den Ustaschalagern retten konnten, sowie all diejenigen serbischen, jüdischen, Roma, und antifaschistischen Opfer die in Jasenovac und anderen NDH-KZs dem Nationalsozialismus und Faschismus ermordet wurden. Außerdem stellt die Gedenktafel ein Zeichen des Friedens dar und kann Diana Budisavljević als Brückenbauerin zwischen den Völkern stärken. Die Vorstandsmitglieder von SPOJI sehen die Anbringung dieser Gedenktafel als ihren größten Erfolg an, nachdem sie sich fast mehr als ein Jahrzehnt dafür eingesetzt haben.

SPOJI begrüßte die finale Entscheidung der Stadt Innsbruck und lobte die mutige und moderne Stellung zur Erinnerungskultur, die Sie HIER nachlesen können.

Zudem beschloss die Stadtverwaltung im Rahmen der Diskussion um den Gedenktafeltext, den Beschluss der damaligen Bürgermeisterin und Vorsitzenden des Kulturausschusses, Mag.a Christina Oppitz-Plörer, vom Januar 2014 umzusetzen, sodass die Stadt Innsbruck auch einen nach Diana Budisavljević benannten Kindergarten bekam, was uns ebenso gefreut hat wie die Anbringung der Gedenktafel, da beide Initiativen von der Initiierung bis zur Realisierung rund zehn Jahre dauerten.

HIER können Sie die Mitteilung von SPOJI bezüglich der Umbennenung des Kindergartens nach Diana Budisavljević nachlesen.