Am Samstag, dem 13. April 2013 fand in Innsbruck im Cafe Katzung ein Vortrag des Serbisch Orthodoxen Jugendvereins Innsbruck – SPO(J)I zum Thema „Das Leiden des serbischen Volkes im 20. und 21. Jahrhundert“ statt.
Die Vortragenden waren Frau Mag. Jovanović-Ratković aus Zürich die die Geschichte von Diana Budisavljević-Obexer, einer geborenen Innsbruckerin erzählte, die während des Zweiten Weltkriegs 12.000 serbische Kinder aus den KZs der Ustascha rettete, sowie Mirel Kisić, Vorstandsmitglied der serbischen Studentenorganisation in der Schweiz, der von seinen humanitären Reisen in den Kosovo berichtete und seine Eindrücke über die sehr schwere Situation der dort lebenden Serben schilderte.
Bild: Geburtshaus von Diana Budisavljević (geb. Obexer) in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck
Der Vortragsabend wurde von Vladimir Vlajić, Obmann und einen der Gründer des Jugendvereins SPO(J)I, eröffnet. Er bedankte sich bei allen Gästen die trotz des sehr schönen Wetters den Saal im Cafe Katzung bis zum letzten Platz gefüllt haben und erklärte, dass dieses Vortragsthema bewusst gewählt wurde, da man bei uns in Tirol, Österreich und überhaupt in Westeuropa sehr wenig über die tragische Geschichte des serbischen Volkes hört, vor allem wenn die Rede über die Serben am Kosovo ist, aber auch über die verschwiegene Geschichte einer sehr großen Heldin Namens Diana Budisavljević-Obexer hörte man bis vor ein paar Jahren so gut wie gar nichts.
Bild: Das Haus in dem Diana Budisavljević (geb. Obexer) bis zu ihrem Tod im Jahre 1978 gelebt hat. Anichstraße 24.
Danach hielten Stadtrat Mag. Gerhard Fritz sowie Gemeinderätin und Kulturratsmitglied der Stadt Innsbruck Frau Sophia Reisecker Ansprachen, in denen sie ihre Freude über die Einladung zum Vortrag äußerten und betonten, dass Diana Budisavljević-Obexer von der Stadt Innsbruck sicher nicht vergessen wird und das alles Mögliche getan wird damit diese Heldin ein angemessenes Denkmal in ihrer Geburtsstadt Innsbruck bekommt.
Dann sprach Frau Mag. Mira Jovanović-Ratković im ersten Teil des Vortrags über Diana Budisavljević-Obexer, die am 15. Jänner 1891 in Innsbruck in der bekannten Maria-Theresien-Straße geboren wurde – ihr Geburtshaus mit der Aufschrift OBEXER-HAUS existiert auch heute noch. Frau Jovanović-Ratković erzählte, dass Diana Budisavljević-Obexer nach dem Volks- und Mittelschulabschluss auch die Ausbildung zur Krankenschwester im Allgemeinen Innsbrucker Krankenhaus absolvierte.
Bild: Frau Mag. Mira Jovanović-Ratković und Novica Vidić aus Zürich legen Blumen auf das Grab von Diana Budisavljević (geb. Obexer) am Innsbrucker Westfriedhof.
Während dieser Zeit lernte sie den Assistenzarzt und gebürtigen Serben Dr. Julije Budisavljević kennen den sie 1917 heiratete. Sie zogen 1919 nach Zagreb in das heutige Kroatien, wo Dr. Budisavljević an der Medizinischen Universität tätig war. Sie hatten zwei Töchter, Jelka und Ilse.
Während des Zweiten Weltkriegs rettete Diana Budisavljević-Obexer zwischen 1941 und 1945 mehr als 12.000 serbische Kinder aus den KZs des faschistischen Ustascha-Regimes im damaligen Unabhängigen Staat Kroatien (NDH).
Bild: Familiengrab der Obexer Familie wo auch Diana Budisavljević (geb. Obexer) und ihre Tochter Ilse begraben sind.
Im Jahre 2003 wurde das Tagebuch von Diana Budisavljević-Obexer auf Kroatisch veröffentlicht, wobei das Original auf Deutsch ihre Enkelin Silvia Szabo in Zagreb besitzt.
Sie zog 1972 mit ihrem Mann wieder nach Innsbruck, wo sie bis zu ihrem Tod 1978 im Gebäude mit der Anschrift Anichstraße 24 lebte. Sie ist am Innsbrucker Westfriedhof, unter der Arkade 48 begraben.
Diana Budisavljević-Obexer wurde zwischen 2010 und 2012 posthum von der serbisch-orthodoxen Kirche, vom Präsidenten Serbiens, sowie von ihrer Heimatstadt Innsbruck ausgezeichnet. Es wurden in diesem Zeitraum in Zagreb, Kozarska Dubica und Belgrad Straßen nach ihr benannt und in Banja Luka werden Unterschriften für eine Straßenbenennung gesammelt.
Zum Schluss ihres Vortrages betonte Frau Mag. Mira Jovanović-Ratković, dass sie hofft, dass nach Diana Budisavljević-Obexer bald auch in Innsbruck ein Platz oder eine Straße benannt werden.
Bild: Mitglieder vom Jugendverein SPO(J)I und ihre Gäste aus Zürich am Grab von Diana Budisavljević (geb. Obexer)
Der zweite Teil des Vortragsabends gehörte Mirel Kisić aus Zürich, der über seine humanitären Reisen in den Kosovo berichtete und seine Eindrücke über die sehr schwere Situation der dort lebenden Serben schilderte. Er erklärte, dass er schon neun Mal aus Eigeninitiative im Kosovo war damit er den serbischen Leuten hilft. Er gründete auch eine Facebook-Seite Namens „Slika srpskog naroda na Kosovu i Metohiji“, damit er die schwierige Lage des serbischen Volkes am Kosovo vor allem mittels seiner Bilder von den Reisen mit anderen Leuten teilen kann. Mirel gab auch bekannt, dass die NGO „Majka devet Jugovica“ im Jahre 2000 am Kosovo gegründet wurde, mit dem Ziel den dort verbliebenen Serben durch Suppenküchen das Leben so gut es geht sicherzustellen, wobei auch einige albanische Familien zum Essen kommen.
Diese serbischen Familien sind isoliert, könnten, auch wenn sie Geld hätten, nicht einkaufen gehen, weil es für sie zu gefährlich wäre. Deshalb sind sie auf die Suppenküchen angewiesen, die täglich über 2000 Menschen ernähren.
Mirel war 2011 zum ersten Mal im Kosovo. Im März 2012 war er auch in Priština, wo er nur Deutsch oder Englisch redete, aus Angst vor Angriffen der albanischen Mehrheit und weil es einfacher und sicherer ist, wenn man seine serbische Identität dort verschweigt.
Er zeigte während seines Vortrages sehr viele Bilder von seinen Reisen im Kosovo, u.a. auch Bilder einer serbischen Bäckerei in Novo Brdo, die 800 Laib Brot täglich produziert oder Bilder des Ziegenhirten Vlado, der alleine im Kosovo geblieben ist, weil er seine Heimat nicht verlassen wollte, während seine Familie nach Zentralserbien, nach dem Kosovokrieg 1999 flüchtete. Vlado, der seit 11 Jahren ohne Strom lebt, hat nur einen Ofen und seine Ziegen. Als Mirel bei ihm war, wollte er Schweizer Böller haben, um Nachts Wölfe zu verjagen, die seine Ziegen angreifen.
Mirel arbeitete außerdem vier Tage lang in einer Suppenküche in Prekovce, Gemeinde Novo Brdo und brachte alle gesammelten Spenden persönlich in den Kosovo zu den serbischen Familien und zu den Suppenküchen. Er erzählte auch von seinem Besuch im Kloster Gračanica, einem Durchfahrtsort, in dem es früher sehr kritisch war, da auf Serben aus vorbeifahrenden Autos geschossen wurde.
Die Besucher des Vortrags konnten auch Bilder von Oma Ratka sehen, die die südliche serbische Provinz Kosovo ebenfalls nicht verlassen will, obwohl sie zwei Söhne und ihren Ehemann im Kosovokrieg verloren hat. Auch Bilder aus Gnjilane waren zu sehen, eine Stadt in der es früher 15.000 Serben gab, während es heute nur noch 17 sind. Mirel sagte, dass er sich auf seinen Reisen durch den Kosovo nur als Serbe fühlen kann und niemals als ein Tourist.
Er zeigte auch ein Foto eines Schulzimmers in Cernica, wo es vor dem Serbenpogrom der Albaner im März 2004 100 serbische Kinder gab – heute nur noch acht. Er stellte auch die kleine Milica aus Prizren vor, die das einzige serbische Kind in dieser Stadt ist, um die sich ein Albaner Namens Adam, der zum serbisch-orthodoxen Glauben konvertierte, kümmert.
Es kommt im Kosovo sehr oft zu Vieh klau oder zum anzünden serbischer Grundstücke. Nach diesen Delikten melden sich Serben bei der Kosovo-Polizei, bleiben aber ohne Unterstützung oder ohne einen Bericht über diese Verbrechen.
Im November 2012 war Mirel ebenfalls im Kosovo nachdem er bei verschiedenen Folklorveranstaltungen in der Schweiz 12.400 Schweizer Franken sammeln konnte. Er spendete diesen Betrag an ein neues Projekt, das eine Ziegenfarm aufbauen soll. Es wurden bereits 65 kleine Ziegen gekauft, damit eine Farm entsteht, die von nachhaltigem Nutzen für die verbliebenen Serben werden soll.
Er kündigte auch die letzet humanitäre Party für das Jahr 2013 an, die am 26. April in Zürich stattfinden soll und lud auch alle Anwesenden herzlich ein zu kommen, damit wir alle zusammen etwas Gutes für die serbische Minderheit am Kosovo unternehmen. Im Anschluss kam es noch zu einer sehr interessanten Diskussion zwischen den Vortragenden und den Gästen, die zahleiche Fragen zu den erlćuterten Themen stellten.
Der Serbisch Orthodoxe Jugendverein Innsbruck – SPO(J)I bedankt sich nochmals bei allen Freunden, Unterstützern und Gästen die mit ihrem Kommen diesen emotionalen Vortragsabend bereichert haben und gemeinsam dazu beigetragen haben, dass nach dem Vortrag ein Betrag in Höhe von 182 Euro an freiwilligen Spenden für serbische Familien am Kosovo gesammelt wird. Wir hoffen, dass euch der Vortrag gefallen hat und dass wir es geschafft haben zumindest einen kleinen Lichtstrahl ins Dunkel des Schweigens zu diesen Themen zu bringen!
Wider das Vergessen!
Serbisch Orthodoxer Jugendverein Innsbruck – SPO(J)I