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SPOJI organisierte Vortragsabend zum Thema „Eindrücke über mein Leben in Serbien“

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Am Samstag, dem 19. November 2016, organisierte der Serbisch Orthodoxe Jugendverein Innsbruck (SPOJI) einen Vortragsabend zum Thema „Eindrücke über mein Leben in Serbien“, welcher im berühmten Café Katzung in der Innsbrucker Altstadt stattfand.

Als Vortragende begrüßte man Martin Baumhauer aus Wien, Felix Sowinski aus Deutschland, Janko Nikolić aus Belgrad, Vladimir Vlajić aus Innsbruck und auch Prof. DDr. Wolfgang Rohrbach aus Wien, der u.a. Autor des Buches „Auf den Spuren der Serben Österreichs“ ist und zu Beginn der Veranstaltung als Überraschungsgast vorgestellt wurde.

Die Veranstaltung wurde so konzipiert, dass jeder der Teilnehmer zunächst seine Erfahrungen aus Serbien schilderte und im Anschluss für die anwesenden Gäste die Möglichkeit bestand, Fragen zu stellen. Unter diesen befanden sich auch Mag. Max Unterrainer, Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat, Djuja Tešanović, Gemeinderätin der Stadt Salzburg a.D. und Mitglied des Vorstandes der Arbeiterkammer Salzburg sowie Ehrenmitglied von SPOJI, Dr. Andreas Maislinger, Gründer des Österreichischen Auslandsdienstes (Gedenkdienst), Helmut Buchacher, Gemeinderat der Stadt Innsbruck, Felix Hafner aus Graz, Area-Koordinator des Österreichischen Auslandsdienstes für Südosteuropa und Israel, Vesna Cekić, Vertreterin des Zentrums für MigrantInnen in Tirol sowie Idris Hasebela, ein Freund der Organisation SPOJI, dem der neu gewählte Präsident Filip Vlajić (23) einige Geschenke als kleines Zeichen des Dankes und der Anerkennung überreichte.

 

– Filip Vlajić und Mag. Max Unterrainer –

Der Vortragsabend war vor allem deshalb interessant, weil jeder der Vortragenden eine unterschiedlich lange Zeit in Serbien verbrachte und das Thema entsprechend immer etwas anders ausgelegt und beleuchtet wurde. Unter den Gästen im Publikum war neben den bereits genannten ebenfalls Siegfried Kerschbaumer, ehemaliger Vizebürgermeister von Gries am Brenner, dem an diesem Abend die Ehrenplakette für seine Verdienste um unsere Jugend und der österreichisch-serbischen Beziehungen überreicht wurde und der damit zugleich in den Kreis der Ehrenmitglieder der Organisation SPOJI aufrückte.

– Siegfried Kerschbaumer wurde zum neuen Ehrenmitglied ernannt –

Zu Beginn der Ver anstaltung wandte sich Vater Aleksandar Stolić, der Innsbrucker Pfarrer, an alle Anwesenden und bedankte sich für die Einladung und Organisation dieser Veranstaltung. Leider musste er sich zahlreicher weiterer Verpflichtungen rund um die serbisch-orthodoxe Kirchengemeine Innsbrucks entschuldigen und konnte an der Diskussion selbst leider nicht teilnehmen.

– Vater Aleksandar Stolić zu Beginn des Vortragabends –

Als erster Vortragender begann Martin Baumhauer, Absolvent des BWL-Masterstudiums in Wien und Gemeinderatsmitglied in Harmannsdorf, der ein halbes Jahr als Gaststudent an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Belgrad verbrachte.

– Filip Vlajić und Martin Baumhauer –

„Zuerst möchte ich sagen, dass ich das Leben in Serbien sehr geliebt habe. Nach meiner Rückkehr nach Wien hat im Erdgeschoss meines Wohnhauses ein neues Geschäft eröffnet. Wie sich herausstellte, wird dort serbischer Rakija verkauft. Das gibt mir das Gefühl, dass wenn ich gerade einmal nicht selbst nach Serbien fahre, Serbien doch auf eine Art und Weise zu mir kommt.“ – Mit diesen Worten begann Martin seinen Vortrag, in dem er unter anderem erklärte wie es überhaupt dazu kam, dass er letztlich ein halbes Jahr in Serbien verbrachte. Er sagte, dass er sich daran erinnere als Kind mit seinen Eltern die Nachrichten gesehen zu haben, in denen es damals um die Bombardierung Serbiens ging. Seine Mutter sagte ihm daraufhin, dass er so etwas besser nicht schauen sollte, was sein Interesse aber natürlich nur noch steigerte. Später ist er durch den Sport und andere Berührungspunkte weiterhin oft mit Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien in Kontakt gekommen und Belgrad und Serbien wurden daraufhin seine erste Wahl für ein Auslandssemester. Eine Wahl, die viele Außenstehende ohne Bezug zur Region auch heute noch nicht verstehen können.

– Martin Baumhauer während seiner Auslegung –

Martin bemerkte, dass sowohl die Familie als auch die Religion in Serbien einen höheren Stellenwert haben, aber dass es im Vergleich zu Österreich weitaus weniger arbeitsfreie religiöse Feiertage gibt. Er bedauert die große Zahl von Emmigration qualifizierter Menschen aus Serbien, aber merkt auch an, dass die Wahrnehmung der Studenten in Serbien positiver sei. Diese werden als Hoffnung des Landes auf eine bessere Zukunft und als künftige intellektuelle Elite angesehen, was sich in Österreich völlig anders darstellt. Darüber hinaus fiel ihm auf, dass die in Wien lebenden Serben einen weitaus größeren Nationalstolz haben, der sich oft auch bis ins Extreme ausweitet. Seiner Meinung nach geschieht dies vor allem deshalb, weil die im Ausland lebenden Serben in ihrer Heimat ebenfalls als Fremde angesehen werden und versuchen das auf diese Weise zu kompensieren. Zum Abschluss erwähnte Martin noch, dass ihm das Leben in Serbien sehr gefallen hat und dass er, wenn immer sich ihm eine Gelegenheit bietet, gern nach Belgrad und Serbien zurückkommt, um die Basketballspiele von Roter Stern Belgrad anzuschauen und Freunde zu besuchen, die er in dieser Zeit kennengelernt hat.

– Filip Vlajić und Felix Sowinski –

Danach sprach Felix Sowinski, Akkordeonstudent aus Weimar im Osten Deutschlands über die Erfahrungen aus seinem einjährigen Aufenthalt in Serbien. Felix hatte seine ersten Berührungspunkte mit Serbien in Weimar, der Stadt in der auch Goethe viele Jahre seines Lebens verbrachte. Dort lernte er im Rahmen seines Studiums einige serbische Musikerkollegen kennen und bekam die Einladung doch im Sommer einige Tage in Serbien zu verbringen. Als er daraufhin seinen Eltern von eben diesen Plänen erzählte, waren diese wenig begeistert. Ihre ersten Assoziationen waren mit dem Krieg verbunden und dementsprechend gingen sie davon aus, dass dieser auch noch heute andauere. Als Felix sich dann mit Freunden zum ersten Mal für einige Wochen nach Serbien aufmachte, beeindruckte ihn die Gastfreundlichkeit, mit der er empfangen wurde. Natürlich wusste er, dass der Krieg bereits seit vielen Jahren vorbei war. Dennoch überraschte ihn wie unvoreingenommen er als Deutscher behandelt wurde. Besonders vor dem Hintergrund der Teilnahme Deutschlands an der Bombardierung Serbiens.

Obwohl sein Plan bis dahin vorsah für ein Jahr als Gaststudent nach Slowenien zu gehen, da er zuvor Slowenisch gelernt hatte, fragte ihn sein ebenfalls an der Veranstaltung teilnehmender Freund Eric Wagner, ob die beiden nicht gemeinsam als Gaststudenten nach Serbien gehen wollten. Felix willigte ein und die beiden begannen Serbisch zu lernen. Zunächst hatten sie vor nach Niš zu gehen, wo zur damaligen Zeit allerdings kein Status für Gaststudenten existierte. So kamen sie im Jahr 2015 nach Belgrad, wo ihnen Felix’ Freund aus Weimar bei der Wohnungssuche und anderen Formalitäten eine große Hilfe war. Zu Beginn hatten die beiden noch einige organisatorische Schwierigkeiten in Bezug auf die zu treffenden Vereinbarungen zwischen den Fakultäten und Universitäten in Serbien und Deutschland, die aber nach relativ kurzer Zeit geklärt werden konnten. So begann auch der Unterricht und der Serbischkurs, den sie gleichzeitig besuchten.

– Felix Sowinski erzählt seine Geschichte –

„Wenn ich etwas Freizeit hatte, bin ich oft durch Serbien und die gesamte Region gereist. Ich habe neue Freunde in Kruševac kennengelernt, wo ich die Gelegenheit hatte an den Ostertraditionen der Familie dort teilzunehmen. Ich will nicht übertreiben, aber für mich aus dem atheistischen Osten Deutschland war das eine Art Kulturschock. Dennoch bin ich froh auch das einmal gesehen zu haben und so andere Kulturen besser kennenzulernen. Dort habe ich ebenfalls eine religiöse Innigkeit kennengelernt, die es bei uns so nicht gibt. Insgesamt hatte ich eine sehr schöne Zeit in Serbien, an die ich mich sehr gerne zurückerinnere.“

– Vladimir Vlajić trägt vor –

Als nächster Vortragender stellte sich Vladimir Vlajić aus Innsbruck vor, der in Serbien geboren wurde, aber seit seinem zweiten Lebensjahr in Österreich lebt, wo er Internationale Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaft und Russisch studiert. Er sagte zunächst, dass er durch häufige Reisen in seinen Geburtsort Petrovac na Mlavi während seiner Schulzeit auch heute noch eine starke Verbundenheit zum Heimatland seiner Eltern bzw. zu seinem eigenen Herkunftsland hat und oft darüber nachgedacht hat wie es wohl wäre eines Tages nach Serbien zurückzukehren.

Im Rahmen des Studiums in Innsbruck bot sich ihm die Möglichkeit ein Jahr im Ausland zu verbringen, da dieses auch verpflichtend im Studienprogramm vorgesehen ist. Dabei bestand die Möglichkeit der Wahl zwischen einem Aufenthalt in Spanien oder Serbien. Während er in Spanien seine Sprachkenntnisse der Landessprache verbessern hätte können, die Studieninhalte wohl nicht ganz so anspruchsvoll gewesen wären und er oft die Möglichkeit zu Ausflügen ans Meer und die Strände gehabt hätte, bot sich in Serbien die Gelegenheit mehr für sich selbst und seine Zukunft mitzunehmen, seine Muttersprache zu perfektionieren und Kulturunterschiede zwischen seinem Herkunftsland und der Diaspora kennenzulernen. Als österreichischer Serbe hätte er dadurch später die Möglichkeit nach Serbien zurückzukehren, da Österreich der größte Investor im Land ist und die meisten ausländischen Unternehmen in der Tat österreichische sind. Weil Vladimir daran interessiert war zu sehen wie das Leben und auf eine gewisse Art und Weise auch das Arbeiten über einen längeren Zeitraum in Serbien ist, eben über die immer schönen Besuche bei seinen Großeltern hinaus, entschloss er sich dazu ein Arbeits- und Studienjahr in Serbien zu simulieren und wählte somit den beschwerlicheren, aber auch lohnenderen Weg nach Serbien anstatt sein Auslandsjahr in Spanien zu verbringen.

Das ist ihm glücklicherweise gelungen, da er neben zwei Semestern an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Belgrad auch als erster Gedenkdiener des Österreichischen Auslandsdienstes im Verband der jüdischen Gemeinden Serbiens und im Jüdischen historischen Museum Belgrad tätig war und somit zukünftigen Generationen in Österreich die Möglichkeit eröffnete anstelle des verpflichtenden Wehr- oder Zivildienstes für 12 Monate nach Serbien zu kommen und sich als Österreicher mit dem Holocaust und der jüdischen und natürlich serbischen Kultur auseinanderzusetzen.

– Janko Nikolić, Vladimir Vlajić, Prof. DDr. Wolfgang Rohrbach, Martin Baumhauer und Felix Sowinski –

Vladimir legte während seines Vortrages viele Unterschiede an den Universitäten in Belgrad und Innsbruck dar, während einige Dinge sich durchaus auch deckten. Natürlich ist nicht alles nur schwarz-weiß, weshalb ganz klar zu sagen ist, dass es in beiden Fällen sowohl positive als auch negative Punkte zu nennen gilt. Er bemerkte, dass viele Dinge sich an den Universitäten aber auch generell in Serbien leicht zum Positiven hin verändern könnten, dass aber dafür die Initiative und der Wille von Menschen in Schlüsselpositionen fehlt. Vladimir sprach außerdem über seine gesammelten Erfahrungen während der Arbeit im Jüdischen historischen Museum in Belgrad sowie über den Abschiedsempfang, den die Österreichische Botschaft für ihn in Belgrad abhielt, was die erste solche Veranstaltung für einen Absolventen des Gedenkdienstes in einer Österreichischen Botschaft überhaupt darstellte.

„Ich denke es ist möglich in größeren Städten wie Belgrad oder Novi Sad zu leben. Natürlich wäre dies mit mehr Anstrengung und Zeit verbunden, vor allem vor dem Hintergrund ähnlich erfolgreich zu sein wie in Österreich. Aber möglich ist es, wenn man sein Ziel zu 100 Prozent verfolgt und es wirklich erreichen will. Für mich war die Zeit eine unbezahlbare Erfahrung und eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich würde jedem empfehlen Serbien zumindest für ein paar Wochen zu besuchen oder ein halbes oder ganzes Jahr dorthin zu gehen und zu versuchen dort zu leben, um danach zu sehen wohin ihn oder sie der weitere Weg führen wird. Aus der Ferne ist es schwer ein Fazit zu ziehen. Man muss das alles selbst erleben.“

Der vorletzte Vortragende des Abends war Janko Nikolić aus Belgrad. Er verbrachte die erste Hälfte seines Lebens in Serbien, beziehungsweise auf dem Balkan und die zweite Hälfte in Melbourne in Australien, wo er Mittelschule sowie Universität absolvierte. Er ist sowohl serbischer als auch australischer Staatsbürger und lebt seit August 2015 wieder in Serbien, wo er als Anwalt tätig ist. Janko erzählte darüber wie er sich dafür entschied nach Serbien zurückzukehren und darüber wie der Großteil seiner Kollegen ihn daraufhin fragte, was denn mit ihm los sei. Er ging auf seine identitäre Zugehörigkeit zu Serbien ein und sprach darüber, dass das Land für den Westen immer den Osten und für den Osten immer den Westen darstellte. Weiterhin vertrat er die Ansicht, dass Serben den Österreichern und Deutschen ähnlicher seien als beispielsweise den Amerikanern oder Australiern und dass es aus diesem Blickwinkel heraus schwer ist die Identität Kontinentaleuropas mit der sogenannten „Neuen Welt“ zu vergleichen. Janko sieht aufgrund der kulturellen Vermischung in Europa die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Völkern als etwas Natürliches an.

– Filip Vlajić und Janko Nikolić –

Als er mit 16 Jahren nach Australien kam, hing er unterbewusst noch sehr an der europäischen und serbischen Kultur, versuchte aber die neue Situation in einem neuen Land anzunehmen und zu meistern. Dennoch hoffte er immer eines Tages nach Serbien zurückkehren zu können. Er ist der Ansicht, dass Serbien nach den Kriegen und der fragilen Situation wieder auf einem guten Weg ist und dass neben der Abwanderung fähiger Menschen auch eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung stattfindet. Belgrad, so sagt Janko, sei noch einmal eine andere Geschichte. In der Stadt verbinden sich unterschiedlichste Kulturen und Subkulturen und ihre Nähe zu anderen Städten und Ländern macht sie zu einem guten Ort für Ideenaustausch und Geschäftstätigkeit. Er zitierte zur weiteren Beschreibung Belgrads Momo Kapor, der einmal sagte Belgrad sei auf eine Art und Weise das günstige New York Südosteuropas.

Janko sagte er habe sich in den ersten paar Monaten nach seiner Rückkehr nach Belgrad wie ein Tourist gefühlt, aber auch, dass er nach dieser ersten Phase der „rosaroten Brille“ sicher war, die richtige Entscheidung getroffen zu haben und es sich gut und richtig anfühlte. Durch die Arbeit kommt man in seinen Rhythmus und wird früher oder später auch mit Problemen konfrontiert, mit unterschiedlichen Menschen und anderen Ansichten, was laut Janko unabhängig davon geschieht, ob man im einen oder anderen Land zu Hause ist. Natürlich könne man Serbien und Österreich im wirtschaftlichen Sinne oder in Bezug auf den Lebensstandard nicht vergleichen, aber es eröffnen sich jungen Menschen in den letzten Jahren durch international agierende Unternehmen neue Chancen und Perspektiven. Weshalb für Janko weder Schwarzmalerei noch ein übersteigertes Romantisieren der Lage zuträglich ist, sondern realistisches Denken und das Nutzen der sich eröffnenden Chancen.

„Aufgrund positiver Umstände habe ich die Chance bekommen in einer Anwaltskanzlei für Wirtschaftsrecht in Belgrad zu arbeiten, die vielen internationalen, vor allem österreichischen und deutschen Unternehmen dabei hilft, ihre Filialen in Serbien zu eröffnen. Ich würde jedem empfehlen zumindest zu versuchen nach Serbien zurückzukehren und hier zu arbeiten, wenn sich ihm oder ihr die Gelegenheit dazu bietet. Ich weiß, dass dies nicht immer möglich ist und jene, die nicht zurückkehren können, sollten sich bemühen in den Ländern, in denen sie leben vorbildliche und gute Bürger zu sein.“

Als letzter Vortragender des Abends und Überraschungsgast sprach Prof. DDr. Wolfgang Rohrbach aus Wien, Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, stellvertretender Vorsitzender der Österreichisch-Serbischen Gesellschaft und u.a. auch Ehrenmitglied von SPOJI. Professor Rohrbach begann seine Ausführungen mit seinen Erfahrungen im Serbien der 1960er Jahre, als er dort semi-professionell Basketball spielte. Er verglich die Situation mit der in Österreich und erinnert sich daran, dass die damaligen serbischen Trainer wirklich die Lust auf Basketball, Fußball oder auch andere Sportarten in den Spielern geweckt haben und sie eben nicht mit Gewichten an den Füßen den Berg hinauflaufen ließen bis die Gelenke kaputt wurden. Deshalb konnte man laut Prof. Rohrbach in dieser Zeit viel lernen, da die Serben schon immer starke Sportmannschaften, aber auch Boxer stellten.

– Prof. Rohrbach hat wie sehr oft, alle Anwesenden positiv mitgenommen –

Er erinnert sich, dass er sich als junger Mann vornahm mit Ende dreißig zu heiraten, lernte jedoch in Niš seine zukünftige Frau kennen, die er nun doch schon im Alter von 22 Jahren heiratete. Auch hier verglich Prof. Rohrbach die Situationen zwischen Serbien und Österreich, da viele seiner Freunde ebenfalls mit serbischen Frauen liiert waren. Sein Vater war Österreicher, die Mutter Serbin und in Wien gab es damals bereits etwa 45.000 gemischte Ehen. Er bemerkte, dass es schon zu dieser Zeit in jeder serbischen Familie mindestens zwei Kinder gab, während jede zweite österreichische Familie gerade mal einen Hund vorweisen konnte, was Rückschlüsse auf die Entwicklung der Geburtenzahlen zuließe. Prof. Rohrbach führte als weiteren positiven Punkt die Beziehungen zu älteren Menschen, aber auch die große Kinderliebe in serbischen Familien an, von der sich die Österreicher seiner Meinung nach eine Scheibe abschneiden könnten. Seiner Ansicht nach legen diese zu großen Wert auf materielle und zu wenig auf persönliche und familiäre Werte.

Prof. Rohrbach erzählte weiterhin, dass er sich ab 2003 auf den Wunsch seiner damals verstorbenen Mutter, die die älteste Serbin in Wien war, mehr mit seiner zweiten Heimat zu beschäftigen begann und im weiteren Verlauf Serbien und die Region sowohl als Professor als auch privat regelmäßig besuchte. Er erinnert sich, dass während und nach den 90er Jahren die Armut allgegenwärtig war, aber er unabhängig davon immer mit großer Gastfreundschaft begrüßt wurde und auch seine Studenten stets aktiv und wissenshungrig waren. Er sprach ebenfalls über Korruption, Ethik und das Arbeitsleben, aber auch darüber, dass er wohl nirgendwo in Europa mehr Präsidenten gesehen hat als in Serbien, da sich dort scheinbar jeden Tag neue Vereinigungen mit allerlei Vorsitzenden gründen.

„Falls Sie einen Serben kennenlernen, loben sie seine Qualitäten. Hier beschweren wir uns zu oft über allerlei Dinge und entmutigen den anderen anstatt ihn zu motivieren. Es wäre nötig uns hier in Österreich anzugewöhnen, die Leute mehr zu loben anstatt sie zu kritisieren. Und falls sie einen Serben loben, von zehn Ideen zumindest eine hervorheben und loben, dann bekommen sie wirklich Freunde und Partner in verschiedenen Bereichen, aber es muss auch wirklich ehrlich gemeint sein.“

– Dr. Andreas Maislinger während der Diskussion –

Im Anschluss begann die sehr interessante Diskussion, während der verschiedenste Fragen gestellt wurden und die Vortragenden die Gelegenheit dazu bekamen, einige Anekdoten aus ihrer Zeit in Serbien zum Besten zu geben. Am Ende der Diskussion und des gesamten Abends meldete sich Eric Wagner, der ebenfalls ein Jahr als Student der Geschichte und Südosteuropawissenschaften in Serbien verbracht hatte. Er machte sich nach seinem Aufenthalt in Serbien, wo er auch Martin und Vladimir kennenlernte, auf den Weg nach St. Petersburg. Dem kehrte er allerdings bald schon wieder den Rücken und kehrt somit nach Belgrad zurück, um die Südosteuropastudien komplett zu absolvieren. Er wird also – mit einer kurzen Pause – noch zwei Jahre dort verbringen.

– Eric Wagner rundete mit seinem Kommentar den gesamten Abend ab –

Als sehr schönes Abschlusswort sagte Eric: „Ich denke, dass es für jede Person gut wäre, eine gewisse Zeit in einem fremden Land und einer anderen Kultur zu verbringen. Das ist besonders wichtig für Menschen aus Ländern wie Deutschland und Österreich, in denen viele Ausländer leben. In meiner Heimatstadt hört man oft ältere Leute, die sich darüber beschweren, wenn andere Menschen auf ihrer Muttersprache miteinander sprechen. Während ich in Serbien war, habe ich mitbekommen was für ein komisches Gefühl es ist, mit meinen deutschen Freunden auf einer anderen Sprache zu sprechen und nicht auf unserer gemeinsamen Muttersprache. Das Leben im Ausland würde jedem helfen nach einer solchen Erfahrung besser mit anderen Menschen umzugehen und unsere Gesellschaft insgesamt toleranter machen.“

Der Serbisch Orthodoxe Jugendverein Innsbruck (SPOJI) bedankt sich bei dieser Gelegenheit bei allen Gästen dieses Vortragsabends und hofft, dass wir es geschafft haben aus fünf fast komplett unterschiedlichen Blickwinkeln die Möglichkeiten und Eindrücke des Lebens in Serbien vorzustellen und damit zum Nachdenken über dieses, vor allem in der heutigen Zeit wichtige Thema anzuregen. Allen Spendern des Abends, die damit zur Sammlung eines bescheidenen humanitären Beitrags in Höhe von 81,70 Euro für armutsbetroffene kinderreiche Familien auf dem Balkan beigetragen haben, senden wir ein großes Dankeschön im Namen aller hilfebedürftigen Familien und hoffen, dass wir alle gemeinsam die Erfahrungen und Schlussfolgerungen dieses Abend in unserem Umkreis verbreiten können.

VERBUNDEN SIND WIR STÄRKER!

 

*Aus dem Serbischen übersetzt von Eric Wagner